Kolumne von Holger Weiß

Es ist 6 Uhr in der Frühe. Mein Wecker klingelt. Vorsichtig taste ich nach dem Knopf, um den Wecker auszustellen. Draußen regnet es und die Lust aufzustehen, hält sich in Grenzen. Nachdem ich mit Mühe ein Auge geöffnet habe, taste ich vorsichtig nach meinem Smartphone, welches in der Nähe meines Weckers liegen müßte. Eigentlich eine Unart, aber irgendwie schaffe ich es nicht das Smartphone aus dem Schlafzimmer zu verbannen. Ich glaube hier muß ich noch etwas an mir arbeiten.

Mit einem Wisch über das Display erwacht mein Mobiler Fernsprechapparat zum Leben. Nach den Mails schaue ich später. Meine erste App des Tages ist, wie so oft, Instagram. Ah, meine Tochter hat etwas vom gestrigen Sonntag gepostet. Was gibt es noch Neues? Der Daumen kämpft sich durch ein ewig langes Band von Bildern. Ruckzuck habe ich hunderte Bilder angeschaut und doch keines gesehen. 

Ich klappe mein zweites Auge auf. So motiviert stehe ich nun tatsächlich auf und schlurfe ins Bad. Die Entscheidung fällt heute „pro rasieren“ aus, ich möchte die Woche doch positiv beginnen. Während ich mich einseife, gehen mir so meine Gedanken zum Bild und der Fotografie durch den Kopf. Aufgewachsen bin ich noch in einer analogen Zeit. Wir hatten noch echte Freunde, nicht einen Mausklick entfernt, sondern nur eine Haustür. Ein Schritt vor die Tür und man war im analogen Leben. 

In den Ferien ging ich mit den Pfadfindern ins Zeltlager und war für meine Eltern 14 Tage offline, sprich in keiner Weise erreichbar. Nach meiner Rückkehr sagten mir meine Eltern: „Schön das Du wieder da bist“ und dann ging es im Alltag weiter. 

In meiner Lehre zum Fotografen, war der Film noch der Standard. Alles was wir fotografierten, jeden Auftrag konnten wir erst nach ein paar Tagen beurteilen. Eine gewisse Unruhe hatte man schon – viele Motive waren nicht wiederholbar. Der Belichtungsmesser und Blitze waren fester Bestandteil fast jedes Auftrags. Übrigens haben wir damals noch fotografiert und nicht geschossen.

Heute kann jeder und zu jeder Zeit, bei fast jeder Lichtsituation Bilder mit einem Telefon fotografieren. Man kauft ja auch die Unterhosen bei Tchibo. Die mitgelieferte Software und viele spezielle Apps, erzeugen mit einem Wisch Bildlooks, die analog nicht möglich waren, oder die vor ein paar Jahren ein professioneller Fotograf in einigen Stunden und mit vielen Ebenen in Photoshop realisieren mußte. 

Vieles hat sich geändert. Manchmal denkt man etwas verklärt an die Vergangenheit und verkennt, daß es auch hier viele Probleme und Ärger gab. Der wirkliche Vorteil war sicherlich, daß man technisch bedingt, die meisten fotografischen Aufträge einen Profi machen lassen mußte. Wer hatte schon als Amateur eine Studioblitzanlage und eine Fachkamera.

Man sieht – vieles hat sich verändert und wird sich verändern. Das nächste Schlagwort ist KI, sprich „Künstliche Intelligenz“, die die Fotografie nochmals revolutionieren wird. Was das bedeutet wird, kann ich leider nicht sagen.

Zurück zu Instagram. Ich glaube das Entwicklungen wie Instagram revolutionärer sind, als der Umstieg von der analogen zur digitalen Fotografie.[1]Hatte sich beim Umbruch zur digitalen Fotografie, eigentlich „nur“ das Aufnahmemedium verändert, wird durch Instagram und Co, die Wertigkeit des Bildes nun eklatant verändert. Es wird zum allgegenwärtigen Massenprodukt, welches fast jeder zu jederzeit erstellen und anschauen kann. Millionen von Bildern werden in Sekunden an unseren Augen vorbeigejagt. Alles oberflächlich betrachtet und vergessen. Gute, einmalige Bilder gehen im Sturm der Bilder unter.

Man kann dies jetzt alles negativ sehen, oder einfach einmal für unseren Beruf durchdenken. Wird man in Zukunft noch Menschen bewegen können ein Fotostudio zu besuchen? Treibt diese Entwicklung der Vermassung die Leute weg, oder erst wieder erst recht ins Studio? Mit welchen Produkten und Dienstleistungen kann ich meine berufliche Zukunft sichern? Diese und viele Fragen müssen durchdacht werden. Ich glaube die Zeit ist reif. 

Interessant ist es die Dynamik des Internets zu beobachten: https://www.betfy.co.uk/internet-realtime/


[1]https://www.horizont.net/medien/nachrichten/mediennutzung-facebook-ist-bei-jugendlichen-out-instagram-und-netflix-legen-zu-171387

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